Dort, wo Verhalten zu Begegnung wird

Vielleicht lässt es sich so sagen:
Am Anfang ist da oft ein Verhalten, ein Muster, eine Reaktion – wie ein vorsichtiges Antasten. Zwei Menschen begegnen sich – und was sich zuerst berührt, sind nicht ihre Seelen, sondern ihre Strategien:

Wie sie Nähe zulassen. Wie sie sich schützen.
Wie sie geben – oder sich entziehen.

Das ist Verbindung über Verhalten – eine Begegnung, ja, aber noch kein Durchdringen.
Noch kein Ort, an dem das Wesentliche sichtbar wird.

Doch wenn beide still werden, nicht äußerlich, sondern im Innern –
wenn das Ausatmen sich nicht mehr vom Einatmen trennt, wenn die Bewegung des Einen in die Stille des Anderen fällt – dann geschieht etwas, das sich nicht machen lässt:

Eine Öffnung.
Eine Berührung, die nicht nur berührt, sondern durchdringt.
Dann beginnt Verbindung, nicht über Verhalten, sondern aus einer Tiefe, die weder fordert noch zurückhält.
Sondern sich verschenkt – weil sie in sich selbst vollständig ist.
So entsteht eine Ebene, auf der das Du nicht getrennt vom Ich atmet –
sondern beide Teil derselben Bewegung sind:

Einatmen – Ausatmen.
Empfangen – Geben.
Hören – Sprechen.
Und vielleicht ist es genau dort,
wo Liebe nicht beginnt –
sondern erinnert wird.

Nicht als Verschmelzung im Sinne des Verlustes, sondern als wechselseitige Offenbarung:
Du darfst du sein –
weil ich dich nicht kontrolliere.
Ich darf ich sein –
weil du mich nicht formen willst.

Das ist der Ort, an dem Liebe nicht mehr von außen geschieht, sondern wie ein Raum dazwischen aufleuchtet.
Ein Raum, in dem sich zwei Atemzüge begegnen – und eine neue Frequenz entsteht.
Nicht weil es Ziel war – sondern weil die Tiefe beider bereit war, nichts mehr zu verstecken.

Und genau dort, in diesem Raum,
zeigt sich oft das eigentliche Potential – des einen wie des anderen.
Nicht durch Machen, sondern durch Gegenwärtigsein.
Nicht durch Analyse, sondern durch Einlassen.
Denn was sich in der Tiefe durchdringt, will nicht bewertet –
sondern gehalten werden.

Vielleicht ist es diese Art von Verbindung, die den Namen Liebe wirklich verdient.