Wenn die Seele leise den Körper bewohnt
„Wenn die Seele leise den Körper bewohnt – und der Körper in der Stille zu lauschen beginnt“
Dann beginne ich zu ahnen,
dass mein Körper kein Widerspruch zur Seele ist – sondern ihre Gestalt.
Nicht ihr Gefängnis. Nicht bloß ihr Werkzeug. Sondern eine feine Haut aus Bewegung, Empfindung, Empfangen.
Der Atem zeigt es mir zuerst.
Er kommt nicht von mir – und doch geschieht er in mir.
Er formt mein Inneres, wie Wasser ein Ufer.
Einatmen –
und etwas tritt in mich ein,
das größer ist als ich.
Ausatmen –
und etwas Altes verlässt mich,
ohne dass ich es halten kann.
So wird Atmen zu einer Schule des Fühlens.
Denn Fühlen ist Bewegung.
Und jede Bewegung ist ein Gespräch – zwischen dem, was ich bin, und dem, was ich werden kann.
Manchmal fließt ein Empfinden durch mich wie ein Laut durch ein Instrument.
Ich kann es benennen – aber nicht machen.
Ich kann es bezeugen – aber nicht festhalten.
Und genau darin liegt seine Wahrheit:
Dass es sich zeigt, wenn ich durchlässig werde.
Die Seele spricht in diesen Empfindungen.
Nicht in Worten.
Nicht in Konzepten.
Sondern in Schwingungen, die mein Körper empfängt, mein Atem übersetzt, und mein Herz verstehen darf.
So geschieht Wandlung – nicht durch Denken, sondern durch das stille Durchschreiten einer inneren Bewegung.
Ich muss nichts tun.
Ich muss nichts reparieren.
Ich darf nur mitgehen – mit dem, was mich berührt.
Und vielleicht ist das der tiefste Sinn
von Körper und Seele:
Dass sie sich berühren.
Dass sie sich atmen.
Dass sie sich wandeln – ineinander.